Herausgegeben von Peter-Paul Bänziger, Universität Basel
Die Forschungsförderung auf europäischer Ebene, wie sie nicht zuletzt im Rahmen der COST Actions erfolgt, hat zweifellos ihre positiven Seiten. Nicht zuletzt unterstützt sie die Zusammenarbeit über sprachliche und regionale Grenzen hinaus und trägt so zum Entstehen eines wirklichen europäischen Forschungsraums bei. Doch gibt es auch problematische Seiten. Zum einen betrifft dies die Sprache. Obwohl Sprachenvielfalt und Mehrsprachigkeit konstitutiv für das Zusammenleben in heutigen Gesellschaften sind, verstärkt die europäische Forschungsförderung die Dominanz der englischen Sprache. Damit geht eine strukturelle Bevorteilung von Muttersprachlerinnen einher, die sich nicht zuletzt auf dem Arbeitsmarkt äussert. Nach wie vor wird jedoch kaum über die Rolle der englischen Sprache in der Forschung allgemein, insbesondere aber in der europäischen Forschungslandschaft, und die damit verbundenen Hierarchien und Ausschlussmechanismen nachgedacht. Die Sprache ist aber nicht der einzige problematische Aspekt der europäischen Forschungsförderung.
Teilweise mit der anglo-amerikanischen Hegemonie verbunden ist, zweitens, eine Homogenisierung der Projekte selbst und der Begutachtung. In Struktur, Argumentationsweise und Stil gleichen sich die Anträge zunehmend an. Drittens sind die einzelnen Fördergefäße durch ein technokratisches Denken geprägt, das zwar vielfach gut gemeint ist, aber höchst ambivalente Effekte zeitigt. Wenn beispielsweise von Inclusiveness Target Countries (ITC) die Rede ist, werden Wohlstands- und Machtgefälle zugleich problematisiert und zementiert.
WORCK blog: post series #2 möchte Erfahrungen mit der und kritischen Reflexionen über die europäische Forschungsförderung einen Raum geben. Im Kontext der COST Action “Worlds of Related Coercions in Work” will sie zugleich dazu beitragen, auch über die Zwänge zu sprechen, denen die akademische Arbeit selbst unterliegt. Um der Sprachenvielfalt Europas gerecht zu werden, werden die Texte in jeweils zwei Sprachen veröffentlicht.